Es ist soweit. Das neue E-Rezept löst endgültig den „rosa Zettel“, das Rezept in Papierform ab. Einige Patienten kennen es …
Migräne ist die häufigste neurologische Erkrankung weltweit. In Deutschland leiden ungefähr 15 Prozent der Frauen und 6 Prozent der Männer unter Migräne. Die Betroffenen sind am häufigsten zwischen 35 und 45 Jahre alt. Die Migräne fällt also genau in die Mitte des Erwerbslebens. Der Leidensdruck ist sehr hoch und führt somit vermehrt zu Arbeitsausfällen. Migräne ist schätzungsweise bei einem Drittel bis gut der Hälfte der Erkrankten erblich bedingt. Ursächlich sind nervliche Veränderungen im Hirn, die zu einer gestörten Kopfdurchblutung führen.
Der Verlauf einer Migräne
Mögliche Auslöser können ein veränderter Schlaf-Wach-Rhythmus, abfallender Stress, starke Lichteinstrahlung, bestimmte Nahrungsmittel oder Hormonschwankungen sein. Eine Migräneattacke kann von vier bis zu 72 Stunden andauern und verläuft in Phasen, die nicht ausschließlich durch Kopfschmerzen gekennzeichnet sind. Häufig kündigt sich die Migräne durch Konzentrationsschwäche, Erschöpfungserscheinungen oder Stimmungsschwankungen an. Aber auch Heißhunger, übermäßiger Durst, Verspannungen im Nacken, Schlafstörungen, Übelkeit, Lärm- und Lichtempfindlichkeit können Vorboten einer Migräne sein. Fünfzehn Prozent der Betroffenen leiden unter einer Aura, die sich durch Sehstörungen (flimmernder Schleier vor dem Gesichtsfeld) sowie Sprach- und Bewegungsstörungen bemerkbar macht. Die eigentliche Kopfschmerzphase zeichnet sich durch einen mittelstarken bis starken Kopfschmerz aus, der sich auf eine Gesichtshälfte, hier genauer auf den Stirn-, Schläfen-, Augen- und Nackenbereich beschränken kann. Dabei wird die Schmerzintensität schon bei leichter körperlicher Aktivität, wie sie im Alltag verrichtet wird, verstärkt.
Behandlung und Vorbeugung
Zur Behandlung einer Migräneattacke haben sich die in der Apotheke erhältlichen Schmerzmittel Ibuprofen und Acetylsalicylsäure (ASS, Aspirin®) als sicher und wirksam erwiesen. Weiterhin sind bei einer sicher diagnostizierten Migräne sogenannte Triptane sowohl rezeptfrei als auch als verschreibungspflichtige Arzneimittel erhältlich. Im verschreibungspflichtigen Bereich sind neben Tabletten zum Schlucken unter anderem wirkstoffhaltige Nasensprays oder Fertigspritzen verfügbar, die gerade bei den Betroffenen Anwendung finden, deren Migräne von Übelkeit und Erbrechen begleitet wird. Vor der Markteinführung der Triptane waren Mutterkornalkaloide (Ergotamine) die einzige spezielle Therapieoption. Weil sie sich durch eine schwächere Wirkung und mehr Nebenwirkungen auszeichnen, verwendet man sie nur noch, wenn andere Therapieoptionen versagen. Wenn die Migräneattacken häufiger als dreimal im Monat auftreten, sollte eine ärztlich begleitet vorbeugende Behandlung in Erwägung gezogen werden. Hier kommen neben einer Vielzahl anderer verschreibungspflichtiger Wirkstoffe Betablocker zum Einsatz. Aber auch so in der Apotheke erhältliche Magnesiumpräparate – gegebenenfalls in Kombination mit B-Vitaminen – können Migräneanfällen vorbeugen.
René Schneider, Apotheker und Filialleiter in der Staggenborg-Apotheke im Marktkauf, Prisdorf
Jan Henning Staggenborg,